Schriftsteller sein…
- Sylvie Bantle
- 2. Apr.
- 19 Min. Lesezeit

Teil 1
Krise oder Denkstudien?
Eigentlich sind Schriftsteller eine Zumutung! Entweder man
kennt schon, was sie schreiben, oder man will es erst gar nicht wis-
sen. Die Lustigen sind beliebt, denn sonst bliebe ja nicht viel zu la-
chen im Leben…
Also her mit der Droge Lustig, halt nein, es heißt ja jetzt ‘fun‘!
Da geschieht es eines Nachts, daß eine Schriftstellerin in ihrem
wispernden Korbsessel sitzt und ihrer Schwester, die auf fernen
Meeren dahinsegelt, einen Brief schreibt. Eigentlich will sie ernste
Sachen sagen, aber sie muß immerzu lachen…
Sie hat das schon öfter erlebt. Jetzt ist sie süchtig danach und will
das Ernstsein vergessen…
Fortan will sie nur noch lustige Sachen schreiben, damit sie la-
chen kann und nur noch lacht… das seltsame stellt sich erst geraume
Zeit später heraus: Niemand ndet es lustig…
Aber, warum lacht sie dann?
So geht es dahin mit dem Schriftstellerleben… mal ist es lustig
und mal nicht… und wer Glück hat, begreift, daß der Ernst ein kost-
bares Glied ist in der Kette der bunten Zusammenhänge…
So geht es dahin mit dem Schriftstellerleben… erst will man
nichts von ihm wissen, dann macht man sich über ihn lustig… aber
ein Schriftsteller hört nicht auf zu schreiben, sondern steigert sich
nur weiter hinein in die Gewinde seiner Gedanken… er will wissen,
warum es soo ist und nicht anders… er gleitet tiefer und tiefer hin-
ein in die nackte Materie des Da-Seins… und schon ist es nicht mehr
lustig.
Die Weltumsegler kennen das auch mit dem lustig und nicht
mehr lustig. Ab Windstärke sieben fängt zum Beispiel ‘nicht mehr
lustig‘ an! Bis Windstärke sechs ist es noch lustig.
So geht es dahin mit dem Weltumseglern…
So geht es dahin mit dem Schriftstellern…
Schriftstellerleben…
Was hat es nur für einen Sinn?
Schriftsteller sein…
Die Welt läßt sich nicht ändern! …und dazu gehören in erster Li-
nie die Menschen… Was haben Schriftsteller schon bewegt? Entwe-
der sie waren lustig oder hatten lauter Gegner…
»Entschuldigung,« kommt eine Stimme aus dem Off und unter-
bricht den Bach der Gedanken, »eigentlich will ich mich ja nicht
einmischen, aber ich würde gerne etwas dazu sagen…«
Natürlich, jeder kann etwas dazu sagen! …wenn er etwas sagen
will, dann wird er schon was zu sagen haben!
»Ich meine nämlich,« fährt die Stimme aus dem Off fort, »ent-
schuldigen Sie bitte meine Direktheit, daß Sie nicht ganz recht haben
mit dem, was Sie über die Schriftsteller erzählen, denn denken Sie
mal nur an all die traurigen und tragischen Geschichten, die große
Erfolge feierten und um die Welt getragen wurden… erinnern Sie
sich…«
Das war einmal. Und außerdem gab es doch meistens ein Happy-
End. Heute ist es anders. Heute verlangt der Mensch nach Fun, es
muß eine leichte Kost sein; daß es eine verdummende Nahrung ist,
merkt er nicht. Es ist wie bei allen anderen Genußmitteln… Cola
light! Marlboro Light… usw. bis zum TV Light und Story Light…
Alles muß light sein, leicht verdaulich, vor allem die geistige Nah-
rung. Man läßt sich zuballern von Lustigkeit und Spannung… Nie-
mand wehrt sich! …und wenn die Spannung nachläßt greift man zu
etwas neuem… das noch mehr Krach macht und zu den Chips.
Vertiefen! Das ist die Kernspaltung der Tragik. Kann man sich
denn in Lustigkeit vertiefen?
Das Tiefhineingehen in etwas, die alten Ägypten nannten es die
Nacht-der-Dinge… ist es eine aus der Mode gekommene Krankheit?
Oder war es schon immer der Spleen der Einzelgänger gewesen?
Das Tiefhineingehen…
So ist die Sinnhaftigkeit des Nutzens verloren gegangen. Wer
kennt heute schon den feinen Unterschied… wann etwas nützlich
und wann es nutzlos ist? Nützlich ist, wenn etwas Nutzen hat, nutz-
los, wenn etwas keinen Sinn macht…
Wie ernst das klingt! Bäh… Wie traurig! Nur, wer wird mit mir
weinen? Die Begleiter sind alle an das seichtfröhliche Ufer hinüber
geschwommen… und ich wollte sie nicht begleiten; daher witze ich
hier alleine herum und denke und denke und keiner denkt mit mir.
Nichtsdestotrotz, es ist eine ernsthafte Angelegenheit. Denn es
wäre ja noch lustig, wenn es das erste Mal geschehen würde! Aber
das Ernste daran ist, daß alle Geschichten der Welt, die alle Men-
schen gemeinsam geschrieben haben, exakt davon berichten…
Die Sinnhaftigkeit des Nutzens geht verloren… durch die Vielfalt
der Zerstreuung… Was übrig bleibt, ist der reine Zweck, der Sinn
hat sich ver üchtigt, davon geschlichen in tiefere Schichten, ist nun
völlig unsichtbar, transparent wie das Nichts…
Wo ist das Gleichgewicht? Da sich der Ausgleich davon gemacht
hat! Und genau hier ist die Verwundung! Aber obwohl es schon tau-
sendmal so gekommen ist, passiert es wieder: Der Fortgang implo-
diert, um einen neuen Anfang zu bilden… in alle Ewigkeit geht es so
weiter, immerfort… nach einer Sint ut rappelt sich die Menschheit
auf bis zu ihrer höchsten Spitze, hat genau 12500 Jahre dazu Zeit
und wird wieder zu Boden geworfen von einer Katastrophe. Wir
meinen nur immer, das müßte dann schon ein Meteoriteinschlag
sein, und der kommt ja glücklicherweise nur alle Millionen Jahre
vor. Oder die Schmelze der Eiszeit, die dann die Sint ut verursacht
hat. Aber wir haben eines vergessen, die Menschheit ist im Besitz
von soviel Sprengstoffgewalt und tödlicher Chemie, daß sie sich
selbst auslöschen kann… Wer sagt denn, daß unsere Ahnen vor
12500 Jahren nicht auch wie wir sich angemaßt hat, Herr über die
Erde zu sein…? Können wir uns da so sicher sein, daß sie nicht so
weit waren? Aus dem verfallenen Staub ihrer Geschichten können
wir seltsame Dinge heraushören… Was machen wir, die Superklu-
gen, wenn wir eine nach allen astronomischen Schikanen ausgerich-
tete uralte verlassene Stadt mitten im unwegsamen Dschungel ent-
decken? Wir graben sofort nach Schätzen, damals waren es Gold
und Silber, heute Artefacte für die Museen der Welt. Wir bleiben
nicht verstummend stehen, erdrückt von der bleischweren Frage:
Warum niemand mehr da ist?
Und warum kommt es überhaupt so weit und kann es immer
wieder passieren? Warum ist niemand da, der schreit: »Halt! Seht Ihr
nicht das Ungleichgewicht?«
Wenn es doch schon so oft so gekommen ist! Wo bleibt die Erin-
nerung an das Gedächtnis der Menschheit? Und genau da hat sich
die Antwort versteckt… Als es passierte, wurde die Erinnerung mit
allen anderen Dingen in den Untergang gezogen, in das große
schwarze Loch der Nimmerwiederkehr, in das Vergessen… wenn
dann ein neuer Anfang entsteht, weiß das junge Kleine nichts von
dem alten Großen, ist wie ein Neugeborenes.
Alles beginnt von vorn… Und mögen beim Einzelnen Erinne-
rungen erwachen, die Gesamtheit bleibt dennoch bewußtlos und hat
also nichts gelernt… Niemand hat jemals an diesem Prozeß etwas
ändern können, kein Sternenleser der Sumerer oder der Maya, kein
Priester im Alten Ägypten und kein Schamane bei den alten Dravi-
den im Alten Indien, kein Gelehrter im Alten Griechenland noch im
Alten Rom, kein Buddha, kein Jesus, noch eine Jeanne d‘Arc oder ein
Gandhi oder ein Martin Luther King in der Neuen Zeit… wieviele
Propheten und auch Garcia Marquezes und John Lennons hat die
Welt hervorgebracht… Und was hat die Welt aus ihnen gemacht?
Geld!
Alle haben sie ihre ganze Energie gegeben… für ihren Traum…
ihre Vision von einer besseren Welt… Ich will nicht sagen ‘ver-
schwendet‘, denn es stimmt nur zur Hälfte. Die Hälfte für die Men-
schen ist verschwendet, aber die andere Hälfte ist verzeichnet im
Buch der Ewigkeit, wo die unsichtbaren neben den sichtbaren Din-
gen stehen. Die ‘verschwendete‘ Hälfte hätte den Menschen dienen
sollen und sie sind wie in allen Zeiten gescheitert…
Hat sich die Welt wirklich verändert? Ach ja, wir sind keine Men-
schenfresser mehr, wie fortschrittlich! Jetzt haben wir neue Krank-
heiten… neue Fehler… wir fressen unsere Nächsten nämlich nicht
mehr mit unseren Zähnen auf, sondern mit unserem Egoismus, und
der ist sehr unersättlich. Heute wird der Mensch Verbraucher ge-
nannt. Axt und Pfeil und Bogen haben Tricks und Gerissenheit in
Anzug und Krawatte und weißem Hemd abgelöst. Wir sind nun
topzivilisierte moderne Menschen, die zwar irgendwie und auch
wieder nicht an eine gute höhere Macht glauben, aber es lächerlich
fänden, diesem verborgenen Übermächtigen zu dienen. Daß wir in
Wirklichkeit dem Teufel persönlich zu Diensten stehen, könnten wir
zu wissen nicht einmal ertragen. Wir Armen Dummen meinen ja,
wir seien hochzivilisierte Menschen, hätten den Teufel beseitigt,
ausgemerzt… sagen, es gibt ihn nicht… wir müssen halt lediglich
noch etwas gegen die Kriege und den Terror tun, gegen die Unruhe-
stifter, die Bösen, gegen die Gewalt halt!
Vor 100 Jahren war die Abschaffung der Kinderarbeit ein Fort-
schritt, aber nur auf unserem Kontinent, und es war revolutionär,
wenn eine Frau studierte. Dann wurde das Kinderprügeln modern
und dann war es wieder revolutionär, wenn man es nicht tat; und
heute wissen die Kinder meist nicht mehr, was recht und schlecht ist,
und fressen Popcorn vor dem TV oder trinken Ultra Light beim Sur-
fen durch das Internet und haben alles, was einmal Leben war, den
Gigabites geschenkt…
Würde man einen Buschmann dazu zwingen, 15 Stunden auf
eine immernde, quadratische Mattscheibe zu starren, würde er ein-
gehen wie eine Primel, die vergessen wurde zu gießen…
Dem ist wirklich nichts Lustiges abzugewinnen!
Das Ernste an der ganzen Angelegenheit ist, daß in diesem Stadi-
um keiner mehr die Selbstverstümmelung wahrnimmt… Und das
allein sich vorzustellen genügt schon, daß sich dem die Rückenhaare
aufstellen, der es plötzlich wie durch einen Blitz erhellt sieht. Doch
wohin kann er sich wenden? Wem kann er sagen, was er bemerkt
hat? Einem Mitmenschen etwa? Oder einem Ort? Er sagt es seinem
Freund, aber nichts tut sich. Er sagt es seiner Frau, und es ist das
gleiche. Er geht zum Gemeindepfarrer, dann zum Bürgermeister und
schließlich zum Präsidenten der Vereinigten Staaten, und immer ist
es das Gleiche: Eigentlich will es niemand wissen!
Also geht er heim und fängt an zu schreiben. Denn das Papier
verweigert sich nicht, hält brav still und hört sich geduldig alles an,
nimmt in sich auf, was gesagt werden will, und wird zum innigen
Gesprächspartner… hier beginnt eine gefährliche Reise, die kaum
einer gewagt und noch weniger einer bestanden hat. Sie führt heim
zu den Göttinnen und Göttern, doch der Weg dorthin durch Ein-
samkeit und Irrenheime…
Augenblicklich ist mir kalt, obwohl sich die Außentemperatur
bestimmt nicht verändert hat.
Ach, Schriftsteller sein…
Er ist sich nur selbst von Nutzen!
…das macht ihn gerade so nutzlos für die Welt.
Es werden immer mehr, man sieht es der Welt inzwischen an, vie-
le mutieren zu erfolgreichen Verkaufsgenies. Angesichts der verlo-
rengegangenen Sinnhaftigkeit ist es jetzt wichtiger, Umsatzzahlen zu
schreiben als etwas Wichtiges mitzuteilen…
Aber egal, solange einer schreibt, kann er zumindest keinen er-
schießen!
…?
Das stimmt. Er tötet niemanden, tut keinem Gewalt an, wenn er
schreibt… und wenn er seine Niederschriften nicht veröffentlicht,
belästigt er auch niemanden oder bedroht ihn mit alptraumhaften
Botschaften.
Ein paar allerdings sind von der Mutation vergessen worden. Es
sind diejenigen, die keiner kennt, die nicht überlegen, ob ihr Schaf-
fen und Schuften auch ja lukrativ ist; noch schlimmer, dieser von der
Mutation vergessene Typus ist so weltentrückt, daß er nicht einmal
daran denkt, sondern nur der Stimme in seinem Innern folgt, auf der
Suche nach sich selbst in dieser Welt. Nach seinem Sinn. Er ist ein
Herumirrender! Es ist eine langwierige Angelegenheit, die ihm we-
der Lorbeeren noch Brot gegen das Verhungern einbringt. Und
trotzallem: Selbst wenn er erst mit hundert stürbe, wäre es noch zu
früh für ihn.
Aber auch hier ist das Schicksal unerbittlich, denn das Sich-Ver-
tiefen kostet Kraft. Er ist dabei ganz allein auf sich gestellt, einsam,
einsam, einsam… und am Ende beschert es dem Schriftsteller nicht
einmal ein langes Leben…
So ist das mit dem Schriftstellerleben!
Die Geburts- und Todesdaten geben deutlich Auskunft. Da läßt
sich errechnen, wie alt ein Mensch geworden ist, und mit dem Blick
der Astrologien und Numerologien durchforsten… bis eines Tages
augenfällig wird, daß Schriftsteller besonders selten ein hohes Alter
erreichen! Die Maler hingegen nehmen sich wie Methusaleme aus,
meist auch Diktatoren, ebenso die Weltumsegler, wenn sie nicht
schon vorher gesunken und von Haien und Salzwasserkrokodilen
verspeist worden sind.
Wer also wenigstens lang leben will, sollte bloß kein Schriftsteller
werden
Teil 2
Interview mit einer Schriftstellerin
»Warum sind Sie Schriftstellerin geworden?«
»Weil… wenn ich schreibe, dann kann meine Seele üstern. Wenn
ich rede, kann sie das nicht, dann verstummt sie leise… In dem
Moment nämlich, da ich mit Menschen zusammensitze, bin ich erst
einmal erschlagen von den Eindrücken. Sobald ein Du vor meinen
Augen sitzt, bin ich vollkommen eingenommen von dem Gegen-
über. Dann existiere ich praktisch nicht! Nicht, daß ich mich in nichts
au öse und kaum den Mund aufkriege, nein nein, ich rede oft viel
zu viel! Aber dann spricht halt nur die äußere Schicht, und das ist
ein sehr dünner Teil von mir, der sich da zum Ausdruck gibt… Nein,
damit meine Seele üstern kann, muß ich schreiben, und dazu muß
ich ganz allein sein…«
Dieses Interview führte die Schriftstellergöttin Shilpa Kali mit
Hilfe des Mediums Mandi Shivani, der Dämonin der irdischen
Schrifstellerinnen, kurz vor Mitternacht mit der Schriftstellerin
Mandi Shilpa Velapata, genau einen verregneten Tag nach der Deut-
schen Einsamkeit, in Neuhausen, München.
Anmerkung der Göttin Shilpa Kali:
»Nach kosmischer Zeitberechnung führte ich das Interview, nur
wenige Sekunden vor dem Höchststand von Osiris, 12000 Jahre nach
der großen Flut, 6000 Jahre nach der antarktischen Vereisung, 6000
Jahre nach Menach, dem ersten ägyptischen König, 6000 Jahre nach
der Explosion jenes Sterns, dessen Überreste die gegenwärtigen
Erdmenschen ‘Crab-Nebel‘ nennen. Das heißt also, das Interview
fand kurz vor der Osirischen Umkehr statt.«
Anmerkung der Dämonin Mandi Shivani:
»Es ist ja so mit dieser Göttlichen Welt, daß vieles auch unserem
Verstand verborgen bleibt, doch muß eines festgestellt werden, rech-
nen kann man dort! Egal mit welcher Zahl, sie geht immer auf. So
wie es die Zeitgottheiten auf dem Rücken der großen Himmels-
schlange angeben, so geschieht es… Verspätungen gibt es nicht,
selbst beim einem Umlauf von stattlichen 26000 Jahren! Das ist im
Grunde doch nur ein Problem für die Erdmenschen, die nämlich
werden auf der göttlichen 360-Grad Skala halt nur einen einzigen
Grad alt. Das ganze System ist wirklich gut durchdacht! Denn die
Bewegung der Ewigen von einem einzigen Grad am Himmel kann
das menschliche Auge gerade noch wahrnehmen, vorausgesetzt, es
hat den Himmel aufmerksam betrachtet. Ob die Zeitgottheiten wol-
len, daß der Mensch ihre Reise sieht? Jedenfalls lassen sie ihn um die
70 Jahre alt werden. Das ist kein Zufall: die Länge eines Grades gött-
licher Bewegung am Himmel sind 72 Erdmenschenjahre…
Bei uns in der Dämonenwelt ist das anders, wir rechnen über-
haupt nicht, scheren uns weder um die Ordnung der Zeiten noch
um den ordentlichen Rhythmus der Erdkatastrophen! Wir arbeiten
verdeckt, sozusagen völlig im unsichtbaren Bereich. Unsere Kata-
strophen kann man mit dem Auge nicht sehen, sind sogar so un-
sichtbar, daß genau die Menschen, die wir seit langem in unserem
Besitz haben, doch tatsächlich behaupten, so etwas wie Dämonen
gäbe es nicht. Man stelle sich nur so viel Blindheit vor! Diese Sorte
Mensch ist vor allem für Dämoninnen ein besonderer Leckerbissen.
Jene aber, die uns kennen, respektieren unsere Macht, weil sie wis-
sen, daß wir, die Dämonen, die Zwischenwelt bewohnen, daher die
Boten zwischen Himmel und Erde sind.«
Nachtrag der Schriftstellerin Mandi Shilpa Velapata,
Hommage an die Ahnen der Menschheit:
»Die Alten Ahnen sahen im Orion so eine Art großer Zeiger auf
der großen Göttlichen Uhr am Himmel, in älteren Sprachen wurde
er Osiris, bzw. Sah genannt, ‘der Aufsteigende‘ bzw. ‘der Absteigen-
de‘. Eines ist ja für die Götterwelten bezeichnend, sie sind sehr ge-
nau… und das haben die Ahnen begriffen - ganz im Gegensatz zu
uns modernen Neuzeitlingen. Deshalb hatten sie auch einen dritten
Namen für den Orion, nämlich ‘Zeitmann‘… Stieg er von seinem
tiefsten Punkt 12500 Jahre lang hinauf, war er ‘der Aufsteigende‘,
wenn er anschließend von seinem höchsten Punkt wieder 12500 Jah-
re hinunter stieg, war er ‘der Absteigende‘. Man kann ja für einen
Moment den Spott auf die Seite stellen und einfach annehmen, die
Namen Osiris und Sah enstammen einer uralten Sprache. Und was
käme bei der Übersetzung heraus? ‘Der Aufsteigende‘ und ‘der Ab-
steigende‘…
‘Wie simple das ist!‘ lachen wir auf und bemerken nicht die Ar-
roganz unserer Gemüter, noch weniger die Botschaft dieser alten
Namen.
Nun macht mich doch eines ganz besonders Staunen… Ist es
nicht ungeheuerlich und zum ernsthaften Niederknien, was jene
Ahnen, unsere Alten Vorfahren, die wir für so unentwickelt halten,
alles selbst herausgefunden hatten, über Götterwelten und Dämo-
nen, Zeitgottheiten und die große Himmelsschlange… wohingegen
ich, eine jener Menschenschöpfungen der Endzeit von Osiris‘ Auf-
stieg, von diesen Dingen überhaupt nur etwas weiß, weil ich die
Botschaft der Alten gelesen habe…«
Zweifel einer Schreibenden…
Ich bin hinundhergerissen mit dem Text, den ich zum einen in ein
neues Gerüst packen, zum andern aber in seiner Urkraft belassen
will…
Das zufällige Lesen kleiner Ausschnitte des Manuskripts beim
Verpacken und Verschicken an einen etlichsten Verlag oder eine Lite-
raturagentur rührt mich jedesmal von neuem auf, doch zusehens in
einer Weise, die mich von dem Persönlichen wegführt und mir im-
mer deutlicher das Schicksal der Welt vor meine Augen hält…
…und da wird das Leben dann zu einem Seiltanz zwischen Sinn
und Sinnlosigkeit des Daseins als Mensch in dieser Welt. Und die
ganze Antwort scheint das unermüdliche Ringen um die Aufgabe
des Menschscheins zu sein und daß dies alles ist, was ich tun kann:
Ringen…
Ich weiß, daß nur wenige meine Begleiter sind, weil sich nicht
viele mit solchen Sorgen kleiden, welche alle Zeit erfordern, die der
Tag und die Nacht zur Verfügung hat. Trotzdem will ich sprechen,
denn mein Ort ist auch eine Schicht des Lebens.
…und somit auch ein Teil dieser Welt…
»Warum schreiben Sie so eifrig, obwohl Sie so erfolglos sind?«
fragte einst ein Kritiker vertraulich eine unbekannte Schriftstellerin.
Sie zögerte nur einen Atemzug lang und antwortete:
»Ich muß reden… laut denken… etwas dazu sagen, was meine
Augen sehen… dies scheint die einzige Möglichkeit für mich, in die-
ser Welt zu sein. (Nicht verrückt zu werden!)«
Sie hielt einen Moment inne und sagte dann mit einem Schmun-
zeln:
»Und das wollen wir ja alle, in dieser Welt sein!«
So sucht sie den Dialog, als einzige Möglichkeit zu leben, und
nur von außen kann man sehen, wie sehr sie strampelt, sie kann es
nur fühlen… und davon berichten.
Künstlerleben…
Was mir an Schriftstellern nicht gefällt, ist z.B. daß es oft den An-
schein hat, sie wüßten bereits alles. Ihr Schreiben klingt so abgeklärt,
als seien sie allwissend auf die Welt gekommen, bereits alles wissend
aus dem Mutterleib geschlüpft. Wo ist der immer wieder spannende
Moment des Erfahrens, diese Geburtsvorgänge von Erkenntnissen,
die doch leidend geboren werden. Wo ist dieser hochspannende
Moment des Heraustretens in die Helligkeit?
Meine Gedanken haben mich geweckt heute Morgen; das kommt
zuweilen vor, sie wollen mir dringende Dinge sagen. Der Tiefgang
kann mich manchmal ziemlich stören und trotzdem halte ich ihn fest
und iege nicht davon, das tu ich dann später. Zuerst aber bin ich
da, wenn sich voller Wucht die unbestellte Erkenntnis in mein Be-
wußtsein setzt. Dann liege ich wie Blei am Boden. Innendrin tobt ein
Sturm um die stille Mitte. Wollte ich irgendetwas davon nieder-
schreiben und gar schriftstellernd auseinanderbreiten, dann müßte
ich zuerst das Abkühlen üben. Cool sein ist jetzt angesagt, so sieht es
aus. Abgeklärt zum Thema greifen, an langer Hand weit von sich
gestreckt, so als berühre es den Schreiber nicht im Geringsten.
Ich übe und übe und betrachte aus weiter Ferne. Dann aber ver-
liere ich den einzelnen Menschen aus den Augen, sein Mikrokosmos
geht mir verloren. Emotionen sollen nicht mehr wild sein! so ist es
befohlen, damit man bloß nicht die Wurzel sieht, die einem nur viel
Arbeit macht. Da sehe ich ein römisches Wagenrennen, die wildesten
Pferde sind vorgespannt, und obwohl sie eigentlich zum Wildsein
bestimmt sind, müssen sie unter der Hand des Wagenführers am
Zügel laufen, in Reih und Glied.
In Reih und Glied! So werden die Emotionen gut versteckt, damit
sie keine Unruhe stiften. Ob es ein Schriftsteller ist, der spricht, oder
ein Maler oder sonst ein Künstler, er soll über allem erhaben sein!
Abstrakt soll alles sein, schön unverbindlich. Seine Emotionen sollen
nicht existieren, nicht vor ihm und nicht vor den anderen und bloß
nicht vor dem geschriebenen Wort. Gefühle schon, aber eben nicht
die eigenen. Irgendwelche, weit weg bei anderen. Sein Werk als In-
szenierung fremder Gefühle. Weder echt, weil nicht selbst erlitten,
noch wahr, also nur gekünstelt, und nicht an der richtigen Stelle,
sind sie in ungefährlicher Distanz. Hat der Künstler vergessen, daß
er Mittler der Seele ist? Aus ihr schöpfen soll?
Ach, was rede ich über all diese Dinge, für die man mich ohnehin
verlacht. Kaum einer versteht, wohl weil ich nicht richtig sprechen
kann. Das ist einer von einigen Gründen. Wer will sich darüber
schon mit Gedanken plagen?
Mit diesen Gedanken verhält es sich beinahe so wie mit manchen
Ländern, in denen die schlimmsten Sachen geschehen, um die sich
aber keiner schert, weil es dort lediglich Menschen gibt und kein
Gold, kein Uran, kein Öl! So ist das auch mit meinen Gedanken…
Dort gibt es kein Gold, kein Uran, kein Öl! Kein noch mehr an
scheinbarem Vorteil, kein neues Mittel zur Schläfrigkeit. Und das
meine ich wörtlich! Mich meidet die Knülleridee, wie man in einer
Minute reich wird. Ich will auch keine geilen Sachen erzählen. Mich
meidet die glorreiche Rezeptur, mit einer Glückstabelle immerwäh-
rendes Dauer-Glück zu garantieren. Solche Dinge schreibt meine
Hand nicht nieder. Sie weigert sich, auch meine Gedanken gehen in
Streik für diese Sache. Sie unterstützen mich nur, wenn es allein um
die Wahrheit geht. Ein anderes Glück gibt es in Wirklichkeit nicht,
alles andere ist Lüge!
Am lautesten spricht die Stimme, die sich Seele nennt. Sie beauf-
tragt mich zu schreiben, zwingt mich geradezu. Und schon wieder
schäme ich mich für diesen Satz. Fehlt mir der Mut zum Echtsein
oder fehlt er den anderen? Es scheint, das allerwichtigste darf ich
niemals laut heraus sagen. Ich bin nicht der einzige Mensch, es geht
noch einigen so. Ausgerechnet das Wichtige nimmt man nicht wich-
tig, will keiner hören…
Die Stimme korrigiert mich: Es kann keiner mehr hören! Ich fra-
ge: Warum?
Die Stimme antwortet: Viel zu oft hat es die Menschheit schon
durchexerziert und doch wieder vergessen. Sie ist müde geworden,
die Erde alt. Trotz allen Wissens und Warnens und Kämpfens hat al-
les nichts geholfen. Am Ende ist die Welt von Spöttern bevölkert!
Auch das hat die Menschheit schon zu oft gehört. Und zu oft mitan-
gesehen, wie sie dennoch alles zerstört. Geradeso, als müßte es so
sein…?
Zuerst aber muß die Kultur verarmen, innen und außen. Die al-
ten Meister sterben aus, ihre Schüler verhungern, die Völker ver-
dummen. Will ein Künstler gesehen sein, muß er aufhören, ein
Künstler zu sein, und sich dem Trend unterwerfen. Dann kann die
Menschheit so richtig schön weiter verdummen und merkt nicht
mehr, was vor sich geht. Den Künstlern hat man die Zunge heraus-
geschnitten! Jetzt darf sich nur der ‘Künstler‘ nennen, der mitmacht
im dumpfen Getriebe…
Früher dachte ich immer, Künstler seien ernstzunehmen. Wenn
z.B. ein Schriftsteller spricht, sind alle still, um zuzuhören, weil das,
was aus seinem Mund heraus ießt, innigst durchdachte Dinge sind.
Wichtig für die Menschheit, um wachzubleiben mit der Welt. Wer
hat mir nur solch einen Unsinn ins Hirn gep anzt? Es ist gerade
umgekehrt! Der wird am meisten beklatscht, der weder erlitten noch
ersehnt, sondern einfach nur Glück gehabt hat wie beim Lottospiel.
Noch eine satte Portion Marketing dann wird dieses ‘Glück-gehabt‘
in eine attraktive Schachtel gepackt, damit es in die Strategie der
Buchproduktionsfabrik paßt. Man nennt es ‘Philosophie‘ und ver-
fährt wie ein Stratege im Krieg. Heute produziert man, was sich ei-
gentlich aus sich selbst heraus erschafft. ‘Kunst‘ wird zu Kommerz-
produziert, alles andere ist zu gefährlich. Man muß an den Pro t
denken und an die schläfrigen Neigungen des Publikums.
»Idealismus in Ehren, alles zu seiner Zeit, aber man muß doch an
die Vermarktung denken!« dröhnen die Promoter und Geschäftema-
cher, für die der Zweck alle Mittel heiligt.
Warum? frage ich mit aller Strenge. Warum muß man vermark-
ten, was die Menschen selbst entscheiden müssen. Auch diesbezüg-
lich sind sie entmündigt worden. Wie konnte es nur so weit kom-
men? Was er zu mögen hat, erfährt er in den Charts aller Art. Damit
er auch dazu gehört, opfert er die Freiheit der Sinne, und läßt die
Marktstrategen entscheiden, was er lesen, schreiben, malen, hören,
sehen und tun soll. Bis auf wenige Ausnahmen, die ja bekanntlich
die Regel bestätigen.
Wie konnte es nur so weit kommen? Daß kein Geist mehr der
harten Währung Parole bietet. Lebendigkeit macht dem modernen
Menschen Angst. Man sieht es an Amerika, der weltgrößten Macht.
Der Mensch sehnt nichts mehr als Lebendigkeit, ist er ja auch so ge-
meint, und rennt dennoch vor nichts anderem so weit davon. Hier
stellt sich die gefürchtete Frage: Kann Lebendigkeit überhaupt vor
Zügel gespannt werden? Paßt Lebendigkeit in ein Quadrat? Es wird
dabei kaputt gemacht, so wie es mit Dingen eben geschieht, deren
Beschaffenheit man nicht beachtet. Man stelle sich nur vor, eine herr-
lich verzierte Torte soll in eine Zahnpastatube rein…?
Das Leben gehorcht doch keiner Peitsche! Es ndet statt.
Was kann ich tun? Schreibend und denkend… Wie soll ich hier
nützlich sein? Ich bin nur ein Künstler. Kein Geier nach Zweck! Als
ich dem Zweck einmal gegenüberstand, hat er mich fast zu Tode er-
schreckt. Da bin ich weggerannt und nie wieder zurückgekommen.
Ich schiele nur hin bisweilen, wenn mich die Zweifel allzu sehr quä-
len.
Manchmal begegne ich ein paar hungrigen Gleichgesinnten, de-
nen kann ich von der Seele erzählen und sie antworten mir. Als
Lohn geben sie mir ihren Glanz in den Augen und gelegentlich ein
Lächeln von den Lippen. Es kommt ganz auf die Stimmung an.
»Weißt du, was ich alles gesehen habe?«
Wieviel habe ich gesehen, wieviel erfahren. Ich bin nach außen
und nach innen gereist. Jetzt kenne ich die Stille und die Nacht der
Dinge, sehe, was der Mensch wissen soll. Soviel könnte ich ihm sa-
gen…
Genau hier gebiert sich die mysteriöse Einsicht und spricht mit
Strenge: Es gibt keine Rezepturen, die sind doch nur allopathisch. Es
gibt nur die Wahrheit. Und die will niemand freiwillig hören.
Wohin also mit dem, was ich alles weiß und sagen muß?
»Aber warum muß?«
Ja, ja, das stimmt, vielleicht will ich es nur und muß es nicht? Ich
kenne die Formeln, die der Menschheit nützen kann, und muß
schweigen! Dem Menschen allein nützt sie nicht, sie gilt für jeden
einzelnen im Volk, und außerdem will er in der Gruppe sein und le-
bendig.
Es ist nicht etwa ein Geheimnis, das nicht verraten werden darf,
sondern weil keiner das Geheimnis erfahren will. Damit wird es
zum Geheimnis. Man tut zwar so, als wolle man die Formel wissen,
schreibt und redet und malt und lärmt, wie eine bessere Welt zu
schaffen sei, und führt zuweilen sogar Krieg dafür. Die erlebte Er-
kenntnis jedoch bleibt im dunklen Geburtskanal stecken und dann
wird so getan, als wisse man es, und weiter gespielt. So dreht sich
alle Energie immer nur um die eigene Macht und nicht um den Kral,
der zu nden ist…
Jetzt weiß ich alles, und es ist wie in einem verrückten Film, den
es gar nicht gibt, weil dies die Wahrheit ist. Jetzt weiß ich alles, und
mein Mund verstummt. Die Worte gießen sich nicht in anderer Oh-
ren. Jetzt weiß ich alles, ich könnte soviel sagen… Und genau hier
vollzieht sich das Mysterium: Ich ziehe mich zurück! Dann arbeite
ich an der Kunst für die Ewigkeit und beginne zu schweigen.
So wiederholen sich die Prozesse Epoche für Epoche, die Alten
haben es gewußt. Jetzt gießen die Jungen ihre Worte in anderer Oh-
ren.
Was werden sie je wirklich wissen? Die Schüler der Alten sind
ausgestorben, die Alten noch viel länger tot. Was ist an Wissen übrig
geblieben? Und überhaupt: Wieviel Erfahrung kann ein Junger
schon gesammelt haben? Wieviel Jahre zählt die Perspektive, von
der sie den Ausblick auf das Leben genießen? Kaum reicht ihr Über-
blick bis zu den eigenen Füßen, kaum kennen sie ihre Fingerspitzen.
Dies sei die letzte Epoche, heißt es in alten Kulturen.
»Woher wollen sie das wissen?« fragt der Junge.
Er ist gezeichnet von einer Krankheit, die er nicht beim Namen
nennen kann: Vergessen!
Die letzte Epoche sei die Zeit der Spötter, so haben die Alten
gesprochen, und der Gedächtnislosigkeit!
Die Worte der Alten ießen nur in alte Ohren. Diese leiden
weder an mangelnder Erinnerung noch an Vergessen. Den Namen
ihrer Krankheit können sie zwar nicht aussprechen, aber sie ken-
nen ihn: Verstummung!
So wiederholen sich die Prozesse Epoche für Epoche, die Alten
haben es gewußt und uns schon lange gewarnt.
So ist es immer gewesen: Irgendeiner erbarmt sich schon und
wird dem Künstler etwas zu essen geben! Wenigstens hin und
wieder, damit er überleben kann und arbeiten.
In der Gegenwart ahnt zwar kaum einer von seiner Nützlich-
keit, aber generell läßt man ihn nicht verrecken. Denn - als sei die-
ser Instinkt letztes Relikt der Erinnerung - nach dem Untergang
werden seine Gedanken wieder gebraucht…
Die Pyramiden in Ägypten stehen heute noch vor unseren Augen
und sind schon so viele tausend Jahre alt. Das Monument beein-
druckt in seiner Größe.
»Soviel Stein! Und tonnenschwer! Wie haben sie das nur ge-
macht?«
Unzählige Köpfe haben sich darüber zerbrochen, das Rätsel ist
bis heute ungelöst. Ist es zu glauben? Mit dem größten Kran der Ge-
genwartszeit, von dem es in der Welt nur eine handvoll Exemplare
gibt, wären mehrere Wochen und eine Mannschaft von einigen
Hundert nötig, um wenigstens einen einzigen Stein zu heben…
Es scheint, wir können noch nicht alles sehen, haben noch nicht
richtig in das Kunstwerk hinein geschaut. Ein Geheimnis sei darin
verborgen, lesen die Archäologen in alten Schriften und graben eif-
rig weiter - leider nur mit dem Spaten.
Ihr Blick reicht bis zum Horizont - was sie sehen, wollen sie gerne
glauben! Was sich dahinter verbirgt, soll nicht existieren. Das Sicht-
bare hat sie blind gemacht, die Botschaft kann sie nicht erreichen.
Daß sie innerlich graben müßten und nicht außen, können sie nicht
verstehen. Und diejenigen, die es ihnen sagen, erklären sie für blöd.
Die Bauwerke selbst sind das Geheimnis! In ihnen ist die Wahr-
heit verborgen. Ihre Maße, in horizontaler und vertikaler Richtung,
in Durchmesser und Umfang, in Beziehung zur Trennungslinie von
Himmel und Erde und den Gestirnen dahinter… alles zusammen
vereint in einem Bauwerk, das nach so vielen Jahrtausenden nur
noch Spinner und Verrückte, die Künstler in seiner Bedeutung be-
greifen als das, was es ist: Gestalt gewordene Ewigkeit.
Ist das nicht die größte aller Kunst?
Wer kann einem wirklich etwas sagen? Die schreibenden, perma-
nent sprechenden Künstler, die man zur Zeit allgemein Schrift-Stel-
ler nennt?! Was treiben die Berühmtgewordenen, Reichen? Denken
sie überhaupt noch einen Sinn? Suchen ihn die Übergangenen mit
den wunden Fingern, die erst sterben müssen…? und auch dann
meist nicht gelesen werden. Wie kann das wahre Wort die Menschen
erreichen? Es ist jedem selbst überlassen, schließlich sind sie mündig
und erwachsen.
Willst du wirklich etwas wissen, geh zu dem, der schweigt, der
kann dir was erzählen…
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